Im ersten Song wird direkt der Sonne salutiert, damit stimmt natürlich der Vibe. Das Arrangement boppt drei Minuten lang sehr vertraut, bis dieser Jazz plötzlich den Funk einfängt. Dann kann der Stuhl unter dem Be-hind weggeschoben und in die Finger geschnippt werden. Vielfältige Einflüsse tanzbar machen, das kann Jacques Schwarz-Bart. »The Harlem Suite« könnte man, ohne den Titel gelesen zu haben, nach den ersten Stücken gut und gerne in London verorten: Die Produktion crisp, der Sound flott, die Vokal-Passagen weiblich und Licht-geküsst. Wahr ist, dass Schwarz-Bart in den USA lebt und in Guadeloupe geboren wurde.
Er wuchs als Sohn des Schriftstellerehepaars Simone und André Schwarz-Bart auf, seine Mutter befasste sich in ihrer Arbeit mit den Auswirkungen der Sklaverei, sein Vater mit der Shoah. Schwarz stand kurz davor, eine akademische Karriere einzuschlagen, das Saxofon entdeckte er relativ spät, dann aber so richtig. Mit 27 schließlich schrieb er sich in Berklee ein. Heute werden ihm die Schaffung zwei neuer Styles zugeschrieben: Gwoka und Voodoo Jazz, Ergebnisse der Auseinandersetzung mit dem musikalischen Erbe afrikanischer Sklaven, die auf die Französischen Antillen verschleppt wurden bzw. der Vermengung traditionell-religöser Voodoo-Gesänge mit Jazz.
Verglichen mit z.B. »Jazz Racine Haïti« klingt »The Harlem Suite« sehr klassisch. Aber die Einflüsse aus der eigenen Biographie und der Weltgeschichte bleiben zwischen den Noten bestehen, verleihen den Arrangements Tiefe. »The Harlem Suite« ist ein poliertes Jazz-Album, das den Fuß in der Moderne hat und im Geist afrokaribisch ist.

The Harlem Suite