Ungünstiges Timing: Da entschließt sich Jamie xx erst, mehr DJ-Sets zu spielen und seinen ersten Solo-Track seit seinem Debütalbum »In Colours« vor fünf Jahren zu veröffentlichen – und plötzlich sind alle Dancefloors im Lockdown. Ist das noch Schicksal oder schon Statement der Szene als solches? »Idontknow«! Fest steht zumindest, dass Jamie xx vom minimalistischen Artwork mit xx-Trademark-Cut-Out hin zur Sample-Wahl wieder eine Geschmacklichkeit an den Tag legt, mit welcher er vor einem halben Jahrzehnt Indie- und Clubszene gleichermaßen den Kopf verdrehen beziehungsweise die Knie verknoten konnte. Da sind Lyn-Collins-Breaks enthalten, da wobbelt der Bass und der Groove lugt ins Garage-Zeitalter zurück. Nachdem James Smith zuletzt mit den Drill-MCs Headie One und Fred Again.. auf dem Track »Smoke« kollaboriert hatte, zeigt er sich im Jahr 2020 dezent rougher, ohne dabei auf den notorischen Eklektizismus zu verzichten, der sein Solo-Werk bis dato auszeichnete: Wenn »Idontknow« nach anderthalb Minuten unentschlossenem Geklapper mit seiner steppenden Kickdrum losrattert und die Vocal-Samples durch den Raum zu geistern beginnen, wird eine musikalische Handschrift hörbar, die sich zwar fast ausschließlich aus dem Korpus des Hardcore Continuums zusammenschreibt, das aber immerhin recht galant anstellt. »Idontknow« hätte mit seinem Konfettikanonenbassbollwerk kurz vor Schluss einer der Tracks der Open-Air-Saison werden können. Nun aber ist die ins Wasser gefallen und zurück bleiben fünfeinhalb Minuten effizientes Futter für die Quarantäne-Workout-Playlist. Immerhin.
Idontknow