Review

Jan Van Den Broeke

1100 Dreams

Stroom • 2017

Stroom aus Belgien hat gute Karten ein neues absolutes Lieblingslabel zu werden. Vergangenes Jahr veröffentlichten die eine herausragende Compilation der Musik des Weirdo-Elektronikers Alain Neffe, die neue Zusammenstellung steht dem in nichts nach. Genauso großartig ausgewählt, musikalisch macht allerdings ein ganz anderer Ton die Musik. Neffe war »insane«, die Musik von Jan Van Den Broeke kündigt der Sticker auf der LP mit »introvert music« an. In Klang übersetzt heißt das: Synth-Musik für Tage, an denen ein nichtssagender Himmel über der Tasse hängt und nirgendwo irgendwas passiert, mit dem Tröpfeln des Kaffees in die Kanne bewegt sich »1100 Dreams«. Die Zusammenstellung fasst rund 30 Jahre von Van Den Broekes Schaffen zusammen. Drei seiner vier Projekte sind vertreten (June 11, Absent Music und The Misz), und damit Synth- und Minimal-Wave, New Age-Ambient und Beinahe-Pop. »I beginn to float« öffnet das Album und macht einem damit sicher nichts vor. Die Stimmen hängen irgendwo zwischen gerade aufgewacht und Mittagsschlaf, halb sediert und ganz sicher noch nicht draußen gewesen. Kein einziger schlechter Song (im Gegenteil), man kann das Album in einem Stück und in einem fort durchhören. Das könnte nun alles mit genug schlechtem Willen auch die Beschreibung für ein am Ende halt total langweiliges Album sein. Tatsächlich ist »1100 Dreams« das aber gar nicht, langweilig. Die weggetreten Stimmen und die entschleunigte Elektronik machen müde. Aber es ist eine Müdigkeit, die keinen Schlaf sucht, weil es reicht einfach dazuliegen und nichts zu tun. Manchmal träumt es sich wach halt am schönsten. Uff. Musste hin diesem Zusammenhang aber so geschrieben werden.