Review

Jimmy Ross

First True Love Affair

Full Time Records • 1981

Ist es eine Frage, ob man mit dieser Musik aufgewachsen ist, dass man sie praktisch kritiklos annimmt? Jimmy Ross hatte 1981 mit »First True Love Affair« einen Boogie-Klassiker, dessen Titelsingle vor allem in England zum Disco-Hit wurde. Da man die Achtziger schrieb, war so ziemlich alles dabei, was die Dekade so charakteristisch machte, dass sie sich als Tonspur in der Hirnrinde zahlloser Menschen eingeritzt hat. Im Guten wie im Schlechten. Was man im Zweifel auch für oder gegen Jimmy Ross wenden kann: Man sollte der Sache definitiv nicht überdrüssig sein. Doch die Marshmallow-weichen Bässe, die warmglühenden analogen Synthesizer-Sounds, der unter allem bis in die tiefsten Schichten hinein als DNA die Prozesse steuernde Funk und, last not least, die quietschig-raue Stimme von Jimmy Ross machen das Album nicht allein zu einem typischen Repräsentanten seiner Zeit, sondern zu einem mit beständigem Rumms. Das mag mit den Melodien zu tun haben, mit der liebevoll runden Produktion und mit der ungehemmten Sexyness des Ganzen. Bei den, nun, stark männlich geprägten Texten würde man heute am ehesten Abstriche machen, andererseits sind da harmlose Zeilen wie »Love will never die / When there’s forgiveness in it« zu finden. Interessant macht die Platte nicht zuletzt, wie international sie ist. Da wäre zum einen Ross selbst, in Trinidad and Tobago geboren, als Koch der US Navy nach Europa gekommen, über Stationen in England und Deutschland in Belgien heimisch geworden, wo er dann im Jahr 2000 starb. Die übrigen Musiker stammen hingegen vorwiegend aus Italien, waren die Instrumente doch in der Hand der Italo-Disco-Band Kano. Und die konnten das.