Review

Jockstrap

I Love You Jennifer B

Rough Trade • 2022

Georgia Ellery und Taylor Skye ließen bereits mit den ersten Singles und EPs aufhorchen und beweisen nun mit ihrem Debütalbum »I Love You Jennifer B«, dass die Vorschusslorbeeren mehr als gerechtfertigt waren. Ihr vitaler und frischer Sound ist geprägt durch überraschende Wendungen quer durch sämtliche Genres und gewollt krasse Brüche zwischen Ellerys variablen, stimmgewaltigen Gesang und Skyes eigenwilliger, furchtloser Produktionsweise. Jockstrap hören sich in etwa an wie eine Kreuzung aus den völlig überdrehten 100 Gecs, den experimentellen The Books oder auch The Knife sowie etwas zahmeren Indie-Pop von, sagen wir, The Dø. Als Paradebeispiel könnte man Single und Album-Highlight »Concrete Over Water« heranziehen – oder gleich den Opener »Neon«: Nach einem ruhigen Beginn nur aus Stimme und Akustikgitarre setzt erst ein minimalistischer Beat mit Wobble-Synth und Geisterstimmen ein, bevor dann ein verzerrtes Gitarrenriff und krass übersteuerte Lofi-Drums über den Song hereinbrechen – und das alles bevor die 2-Minuten-Marke überschritten ist. So geht es eine knappe dreiviertel Stunde weiter: Fetzen aus Bollywood-Soundtracks kombiniert mit weirden Sprach-Samples (»Jennifer B«), 80ies-Disco mit Grand Piano, schmalzigen Streichern und seltsamen Effekten (»Greatest Hits«), Harfen-dominierte Balladen (»Angst«), M.I.A.-mäßige Rap-Einlagen über persische Flötenmelodien (»Debra«) – the list goes on… Auf den Punkt gebracht: So hört sich kontemporäre Pop-Sensibilität im ADHS-Zeitalter an!