Was macht »Oblique Strategies« aus? Das im Titel enthaltene Adjektiv lässt sich sowohl als »schräg«, »indirekt« oder »verdeckt« übersetzen. Diese Platte ist alles auf einmal. Zunächst machen Joe McPhee, Mette Rasmussen und Dennis Tyfus schräge Musik. Freie Improvisationen? Check. Mikrotonalität? Check. Gutturalgesang? Check. Abstrakte Geräusche? Metallisches Kratzen? Elektoakustische Tape-Manipulationen? Check, Check, Check! »Oblique Strategies« ist eine Tour de Force durch alle Tropen, die die Frage aufwerfen: »Ist das noch Musik?« Dabei verweigert sich das Trio intellektueller Prätentionen und symbolischer Ausdeutungen. Wer nur die Titel der Songs kennt – »Death or Dinner«, »Sun Gore«, »Destilled Edible« und »Light My Fire« –, könnte »Oblique Strategies« für Grindcore halten.
In der Tat teilt es mit Extreme Metal die Faszination für das Verdrängte der Musik, Lärm und das tierische Potenzial der menschlichen Stimme. Doch im Jazz verankert, findet »Oblique Strategies« seinen Ruhepol. Anstatt zu direkt überwältigen, entwirft das Album Netzwerke, in dem Klänge sich entfalten können. Diese indirekte Herangehensweise führt zu einigen Highlights. So gibt es mehre Momente, in denen Gesang und Saxophon ununterscheidbar ineinanderfließen. Während den Stücken etwas mehr Konturierung gutgetan hätte, ist es eine Freude, sich von ihnen überraschen zu lassen. Dies zeigt letzte Dimension der »Oblique Strategies«. Unter ihren Idiosynkrasien liegt eine Feier menschlicher Kreativität verdeckt.
Oblique Strategies