Fusion erinnert in seinem aufgepumpten, knarzbasslastigen Sound gern ein wenig an die Eleganz eines tiefergelegten Chevrolet. Sieht im Grunde gut aus, ist aber nicht für jeden Geschmack. Der argentinische Pianist Jorge Navarro hat auf seinem Album »Navarro Con Polenta« von 1977, mutmaßlich sein Solodebüt, jede Menge Feintuning untergebracht. Selbst das Fender Rhodes bekommt von ihm schon mal die Flanger-Behandlung verordnet. Vor allem aber haben sämtliche Stücke liebevoll abgerundete Ecken, dank des extrem laid back gespielten Grooves aller Beteiligten. Neben Navarro sind das insbesondere der Schlagzeuger Norberto Minichilo, der monströs maschinengleiche Patterns beisteuern kann, wenn gerade kein Swing gefordert ist, und am Bass Juani Amaral, der schon gleich zum Auftakt ein ziemlich unmögliches Unterfangen dank überzeugender Tieffrequenzkontrolle mit ruhiger Hand am Desaster vorbeisteuert: eine Coverversion von Led Zeppelins »Black Dog«. Zu Fusion gehört Rock schließlich als konstituierendes Element hinzu. Lateinamerikanische Traditionen integrieren die Musiker dank Heimvorteils, bei der Version von Eumir Deodatos »Funk Yourself« zudem mit veritablem Bläsersatz. Alles da, was der Titel verlangt. Stereotyp? Damals war es eher auf der Höhe der Zeit. Und ist gut gereift. Bloß der von Navarro selbst geschriebene Blues zum Ausklang ist dann doch eine Nummer zu gediegen geraten. Richtig verübeln kann man ihm den trotzdem nicht.
Navarro Con Polenta