Review

José Roberto Trio

José Roberto Trio

Far Out • 2022

Joe Davis von Far Out Recordings hat wieder eine brasilianische Perle ausgebuddelt. José Roberto Bertrami kennen Vuvuzela-Tröten als Keboarder bei den Zuckerhüten von Azymuth – jahrelang hat sich »Ze« Bertrami dort hinters Keyboard geklemmt, um den Jazz mit Fusion zu füllen. Dass der Musiker aus São Paulo in einem jüngeren Leben selbst wie Bill Evans schmachtete, wussten allerdings nur Discogs-Haie! 1966, mit knackigen 19 und Jahre vor der Gründung von Azymuth, spielte er seine erste Platte ein. In bescheidener Jazzer-Manier nach seinem José Roberto Trio benannt, schmirgelt Bertrami darauf am Piano die Septett-Akkorde raus, dass einem der sanfte Wahn überkommt. Sein Bruder Claudio zwirbelt seine Finger über den Bass. Sex on the Beach ist ein Scheiß dagegen. Und Cool Jazz nur eine Verklärung für Menschen, die mit der Speedo in die Fünf-Sterne-Lounge marschieren. »José Roberto Trio« ist eine copacabanische Liebeserklärung an Miles Davis, ein Sonnenuntergangsgruß an Evans, eine Hommage an Oscar Peterson. Das Trio interpretierte Kompositionen von Marcos Valle und Baden Powell, spielte aber auch eigene Dinger von Bertrami wie das Staccato-Monster »Lilos Walts« oder den Bongo-Funk auf »Kebar«. Wer für Sommersonntage die richtige Platte sucht, findet hier ein Geschenk!