Er konnte die schnellen Rhythmen und die langsamen und alles dazwischen konnte er auch: Naná Vasconcelos, der brasilianische Teufelsgeiger, verwendete dafür keine Geige und war auch kein Teufel, sondern ein sogenannter Virtuose am Berimbau. »Africadeus« ist seine zweite Platte, sie kam 1973 raus und habe, so heißt es, der Welt »sein Instrument« offenbart. Das ist natürlich eine Ansage. Manch einer wird auch ein halbes Jahrhundert später noch nie eine dieser Maultrommeln Brasiliens gehört, geschweige denn gesehen haben. Aber das lässt sich ja nachholen.
Die von Altercat neu aufgelegte Albumversion ist eine gute Gelegenheit dazu. Vasconcelos hackt, pflückt und streicht darauf wie ein Besessener. Er, der lange als Zuarbeiter für Bossa-Bosse wie Milton Nascimento galt und später seine eigenen Zuarbeitenden für Veröffentlichungen auf ECM rekrutierte, holt aus der Kiste alles raus, was es rauszuholen gilt. Es ist ein Fest für Puristen, aber ein großes und spektakuläres. Wer jetzt sagt, na ja, kann ich auch, das ist ja nur ein Instrument: Seht euch als Appetizer zur Platte die Live-Version an. Die wurde zwar zehn Jahre nach der Albumveröffentlichung von »Africadeus« aufgenommen. Aber das tut ja nichts zur Sache. Und wenn dann noch jemand sagt, na ja: Dann war das eben nichts – aber wenigstens weiß man, was ein Berimbau ist.
Africadeus Black Vinyl Edition