Sonntage sind dazu da, um sich Zeit zu nehmen. Wir schlafen lange aus, das Frühstück ist am Ruhetag besonders ausgedehnt und wenn das Wetter mitspielt, gehen wir spazieren. Nachmittags setzen wir uns in ein Café und lassen Fünfe gerade sein. Kaum eine Musik unterlegt dieses Gefühl des sonntäglichen Laissez-faire wie der gute alte Jazz. Umso weniger abstrakt und umso klarer die Linien, die die Kompositionen hier ziehen, umso besser. Der Finne Jukka Eskola, ein gelernter Trompeter, der auch mal gern fernab von Jazz-Gefilden als Studiomusiker im Pop-Bereich seine (Sonntags-)Brötchen verdient, gibt auch bei seinen Jazz-Stücken nicht viel auf wahnsinnige Komplexität. Zumindest macht seine neueste Veröffentlichung »Jukka Eskola Orquesta Bossa« diesen Anschein: locker, leicht und beschwingt entlockt er seinem Instrument fröhliche Töne und eine positive Grundstimmung, die den Hörer schnell um den Finger wickelt. Es sei denn, man kann der Richtung des Easy Listening rein gar nichts abgewinnen. Bossa Nova ist nämlich das Grundgerüst dieses besonderen Projekts, bei dem ein Jazz-Fünfer und ein Streich-Quartett zusammengebracht werden und so, aus einem kompositorisch moderneren Blickwinkel, zwei Handvoll Musiker aus dem kalten Norden den Jazz vom Zuckerhut neu interpretieren. Das kann zwar, gerade wegen der Streicher, schnell nach »Traumschiff« und Muzak klingen. Doch wenn man an die neun Stücke des Albums genauso entspannt herangeht, wie an den Sonntag, dann steht einem vergnüglichen Hören nichts im Wege.
Jukka Eskola Orquesta Bossa