Es beginnt mit einem Rauschen, das sich über einen Wald zu legen scheint. An der Stelle, an der zuvor Grillen zirpten, setzt sich ein künstliches Element durch – als würde jemand zahllose tote Radiosender durchschalten. Fernweh, das neue Album von Kassel Jaeger alias François J. Bonnet, führt von diesem Ausgangspunkt in einen schwer zu durchdringenden Klangraum zwischen Synthesizer, Drone und Musique Concrète.
Der in Paris lebende französisch-schweizerische Komponist erzeugt aus wenigen Soundpartikeln eine Atmosphäre, die sich der Stille bemächtigt: erhaben, zeitlos, fragil – und darin doch gewaltig. In zwei langen Stücken breitet sich dieser Klang aus, ohne sich jemals in Distanz zu verlieren. Trotz aller Abstraktion entstehen Momente, die emotional berühren, fast trösten.
Fernweh ist ein rastloses Suchen, ein Streifen durch formloses Gelände. Der Titel gibt die Richtung vor: Es geht dorthin, wo es keine Struktur gibt, keinen Plan – nur Sound. Am Ende bleibt: Stille. Und das Echo jenes Rauschens, mit dem alles begann.

Fernweh
 
			 
					
