Review

La Roux

Trouble In Paradise

Polydor • 2014

Es braucht ziemlich genau 30 Sekunden, um zu wissen, was die Essenz von »Trouble In Paradise« füllt. Denn der erste Song des zweiten Albums von Elly Jackson, »Uptight Downtown«, greift sich die Gitarre aus David Bowies »Let’s Dance« und steckt sie in den für La Roux typischen SynthPop. Und das ist alles, was hier passiert. Denn ging etwa »Bulletproof« noch ordentlich nach vorne, hatte einen einnehmenden Refrain, zieht sich durch dieses Album eine Kälte, die man erstmal mit einem Sound schaffen muss, der sich so deutlich an Miami und die Achtziger anbiedert. Denn klar, das hier hat New Wave, Pop, Disco und ein wenig karibische Einflüsse, aber wer soll das bitte noch pumpen, wenn er mit seinem Cabrio die Strandpromenade entlangfährt? Und wer soll sich dabei gut fühlen? Denn ein bisschen peinlich berührt es schon, wenn Songs dann »Cruel Sexuality« oder »Sexotheque« heißen und in etwa die Erotik einer Skatrunde der katholischen Landfrauen ausstrahlen. Spätestens bei »Silence« kommt einem der Gedanke, dass Patrick Bateman zu diesem Sound auch die Axt schwingen, wie er erzählen könnte, dass ihm dieser Sound direkt ins Herz schaut. Dort spiegelt sich die Leere, die sich hier ausbreitet, die sich durch die Songs zieht. Denn La Roux kopiert hier und transformiert nicht. Das wirft mit »Paradise Is You« und »Let Me Down Gently« ein paar nette Stücke ab. Doch diesem ganzen Album fehlt etwas Eigenes, irgendwas, das hängen bleibt, das mal überrascht, das sich nicht wie direkt aus den Achtzigern geschüttelt anhört. Dazu kommen Texte, die sich ebenfalls genau aus diesem Baukasten bedienen (Temperatur geht nach oben, sexuelle Begierde wie Fieber, Himmel blau, Spaziergänge am Strand, Welt irgendwie doch in Ordnung). War das Debüt der Britin noch mutig und aggressiv, hat »Trouble In Paradise« nichts davon, gammelt entspannt rum und gefällt sich in dem, was es ist: eine Kopie, die irgendwie gar nicht mehr sein will.