Review

Jessica Ekomane / Laurel Halo

Manifold / Octavia

Portraits GRM • 2024

Auf der Labelreihe Portraits GRM vereinen sich Künstler:innen, die am traditionsreichen Pariser Institut Ina GRM die Möglichkeitsräume elektronischer Musik ausweiten. Auf dem neuen Split-Release »Manifolds / Octavia« der Künstlerinnen Jessica Ekomane und Laurel Halo entwickelt sich eine polyphone Erzählung zu einem vielstimmigen Universum, das im Kontrast zur romantischen und geheimnisvollen Sozialisation von Jazz und Klassik steht. Die französische Musikerin Jessica Ekomane schafft in ihrem 17-minütigen Stück »Manifolds« eine entwaffnende und fremdartige Atmosphäre. Polymetrische Klackgeräusche werden von synthetischen Dissonanzen abgelöst, bis eine entspannende Kammermusik einsetzt und das Stück mit anschwellenden Bleeps endet. Das vollständig computergenerierte Werk präsentiert einen polyphonen Chor, der das Publikum mit einer verwirrenden Lebendigkeit zurücklässt.Im Gegensatz dazu spielt Laurel Halos »Octavia« mit zarten Klaviermotiven und schwebenden Streichern. Inspiriert von der Idee einer »Spinnennetzstadt« aus Italo Calvinos Roman »Unsichtbare Städte«, wirkt »Octavia« wie ein verborgenes Puzzleteil ihres letzten Albums »Atlas«, für das sie bereits 2011 in den Pariser Studios ihr Material dehnte und manipulierte. Beruhigende, rauchige Filmsequenzen werden immer wieder von einer dröhnenden Atmosphäre eingefangen – das Arrangement weckt den traumwandlerischen Wunsch nach unendlicher Wiederholung.