Review

Liars

TCFC

Mute • 2017

Vom Trio, zum Duo, zum Solo-Act: Liars ist nur noch Angus Andrews, der nach Berlin, New York und Los Angeles nun in die australische Heimat zurückkehrte, um dieses neunte Album aufzunehmen. Unerhörterweise ist »TFCF« (Theme From Crying Mountain) dann auch noch voller Akustikgitarren – bisher ein absolutes No-Go – und nach dem präzisen Vorgänger »Mess« ein viel offeneres und organischeres Werk geworden. Die sanftere Klangfarbe passt dabei wunderbar zu den dunklen, traurigen und sehr persönlichen Texten, die Angus Andrews mit seiner brüchigen Stimme zwischen Melancholie, Welt- und Selbstekel vorträgt. Die Mittel mögen sich etwas geändert haben, der musikalische Ansatz ist der selbe geblieben: unter ungehobelten Holper-Rhythmen, wild geschichteten Samples und der Liars-typischen kalten, geisterhaften Fragilität der Songs verstecken sich irritierende, da oft pervertierte Pop-Momente wie etwa im zerbrechlichen »No Help Pamphlet« oder dem nach vorn galoppierenden »No Tree No Branch«. Gewissermaßen passt deshalb das zumindest gewöhnungsbedürftige Cover, auf dem Andrews mit rasiertem Schädel im Brautkleid indifferent in Kamera guckt: die Faszination erschließt sich eher über die beinahe unangenehme Strangeness. Obwohl »TFCF« ein Werk des Rückzugs und eigentlich ein Solo-Album ist, wird die Geschichte der Liars, in der solche Irritationen schon immer integraler Bestandteil der Band-Strategie waren, doch beinahe nahtlos fortgesetzt – die vielen Akustikgitarren kann man dabei fast vernachlässigen.

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Liars
TFCF
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