Lola Young schien für einen Moment ein One-Hit-Wonder zu sein. Ihr viraler Überhit »Messy« traf 2023 einen Nerv – doch ob weitere Veröffentlichungen ähnlich einschlagen würden, war ungewiss. Wie falsch dieser Zweifel war, zeigt ihr drittes Album I’m Only F**king Myself.
Nach einem kurzen Spoken-Word-Intro eröffnet »F**K EVERYONE« als erster Song im engeren Sinn – und als zentrales Highlight. Freche Lyrics, nie plump, treffen auf Shoegaze-artige Gitarrenwände, Badass-Riffs und wellenförmige Vocal-Samples. Der Refrain – »I just wanna fuck guys who don’t like me and don’t mind« – ist auf maximale Wirkung in großen Räumen hin komponiert. Youngs markante Stimme steht dabei durchweg im Zentrum.
Auch klassischere Popsongs wie »One Thing« funktionieren: eingängig, tanzbar, irgendwo zwischen Dua Lipa und Harry Styles, ohne sich dabei zu sehr anzubiedern. Im Vordergrund steht ein Thema, das sich durch das ganze Album zieht: die schwierige Suche nach seelischer Besserung, ohne sich selbst zu verlieren. I’m Only F**king Myself erzählt von Einsicht, Selbstkritik und Ambivalenz – ohne einfache Auswege zu propagieren.
Einige Songs wie »Walk All Over You« wirken in ihrer Emotionalität jedoch leicht überzeichnet, als wollten sie etwas Tiefes sagen, ohne es konkret zu benennen. In solchen Momenten verliert das Album kurz an Kontur – ohne den Gesamteindruck wesentlich zu trüben.