Review

Florence & The Machine

High as Hope

Island • 2018

Wieder einmal lockt diese Sirene namens Florence Welch. Sie säuselt und heult, wispert und johlt. Und die Welt begreift endlich, warum sie der 31-jährigen schon seit gut zehn Jahren an den Lippen hängt, selbstvergessen und wie von Sinnen. »High as Hope« ist das bisher persönlichste Album von Florence + The Machine: Florence Welch lüftet den Schleier, den sie aus ihren früheren Texten voll überirdischer Gestalten (»St. Jude«?), spiritueller Bezüge (»Third Eye«!) und sakraler Rätselhaftigkeit gewoben hat. Darunter befinden sich Essstörung, Trinksucht, die existenzielle Angst vor der Einsamkeit und wilde Partywut, um sie zu betäuben. Schon die Vorgängeralben ließen das erahnen mit den sehnsuchtsbeladenen Texten und den treibenden Rhythmen. Nun, da die Singer-Songwriterin unmissverständliche Worte für ihren Lebenswandel findet, macht auch fürs Hörerhirn Sinn, was das Herz vermeintlich eh längst begriffen hat. Groß anders klingt Florence & The Machine dabei zum Glück nicht, auch wenn u.a. Jamie xx, Sampha, Kamasi Washington mit ihr gearbeitet haben. Immer noch setzt nach ca. einem Drittel der Lieder Klatschen ein, immer noch sind die Melodien nicht einfach, sondern wundersam, der Beat mal träge, mal von exorzierender Energie. Auf der Höhe der Zeit ist »High As Hope« nicht bloß wegen Nebensätzen mit Verweis auf Klimawandel und den Verfall des Anstands (»Big God« verhandelt nichts anderes als Ghosting), sondern wegen Zeilen wie: »Grab me by the ankles, I’ve been flying for too long« und »Hold me now, I’m so tired now«: Wer bitte ist diese Welt denn nicht leid? Von Zeit zu Zeit zumindest.