Review

Lord Of The Isles

Subtle Thoughts

Lapsus • 2022

Gerade erst hat sich der Insellord mit einem neuen Album zu Wort gemeldet, dem in seiner Zurückgenommenheit durchaus radikalen »Night of the Endless Beyond«. Nun legt er mit »Subtle Thoughts« nach. War »Night of the Endless Beyond« mit bis zu acht Minuten langen Tracks ausladend angelegt, fasst sich der schottische Produzent Neil McDonald alias Lord Of The Isles diesmal kürzer. Der Ansatz ist geblieben: Langsam pulsierende Strukturen, über denen sich dezente Melodien entfalten, Klänge, die in die Weite zielen und keinen Beat brauchen, um in Bewegung zu kommen. Wenn er Rhythmusmaschinen dazu programmiert, beschränkt er sich auf minimale Gesten, die mehr Akzent als Fundament sind. Ohnehin ist es das Ineinandergreifen dieser sparsamen Elemente, von dem seine Instrumentalstücke leben und bei dem schwer zu sagen ist, was tragendes Element und was Füllmaterial ist. Die Unterscheidung scheint bei ihm nahezu aufgehoben. Lord Of The Isles macht nicht unbedingt etwas Unerhörtes, aber er versteht es auf ziemlich einzigartige Weise, mit wenigen Strichen großflächige Bilder zu malen oder, um ein anderes Behelfsbild zu bemühen, mitreißend lakonisch zu erzählen. Man kann auch Begriffe wie Ambient, Downtempo oder IDM bemühen, aber über eine sehr grobe Orientierung hinaus hilft das nicht wirklich weiter. Verächter der elektronischen Musik werfen ihr ja auch gerne Belanglosigkeit vor. »Subtle Thoughts«, so könnte man vermuten, ist so fein gesponnen, dass man Gefahr läuft, das „Relevante“ dieser Musik bei mangelnder Bereitschaft schlicht zu überhören.