Review

Mandala

Mandala

Mad About • 2021

Dass eine Schallplatte nach der Aufnahme erst einmal fünf Jahre herumliegt, bevor sich jemand entscheidet, sie zu veröffentlichen, dürfte eher die Ausnahme sein. Weckt auch leichte Zweifel daran, ob die festgehaltene Musik wirklich so dringlich ist, dass man sie überhaupt herausbringen muss. Beim einzigen Album der brasilianischen Band [Mandala](https://www.hhv-mag.com/de/glossareintrag/6593/mandala,) 1971 aufgezeichnet, 1976 erschienen, möchte man meinen, dass die Sache auf ein Missverständnis, finanzielle Schwierigkeiten oder ähnliche Hindernisse zurückzuführen ist. An mangelnden Fähigkeiten der Beteiligten kann es jedenfalls nicht gelegen haben. Der Bassist Zeca Assumpção etwa studierte sein Instrument am Berklee College. Später spielte er mit Egberto Gismonti und Hermeto Pascoal, wie übrigens auch der Schlagzeuger Zé Eduardo Nazario. Vor allem aber waren beide, wenngleich unterschiedlich lange, in der mythenumrankten Avantgarde-Fusion-Formation Grupo Um aktiv. Und drei der fünf Musiker von Mandala prägten in der einen oder anderen Form mit Pau Brasil den brasilianischen Jazz. All diese musikalischen Ansätze sind auf »Mandala« schon in hoch entwickelter Form vorhanden, zudem hat der mit Bossa gekreuzte Fusion-Entwurf einige wunderbar trippige psychedelische Anteile, wie sie Anfang der Siebziger zum guten Ton gehörten. Flöten und Synthesizertöne haben daran einen nicht unwesentlichen Anteil. Man weiß selten bis nie, wohin die Reise eigentlich gehen soll, was aufs Schönste verwirrt. Wo man beim flüchtigen Eindruck eine Tendenz zur Verpeiltheit vermuten könnte, offenbaren sich beim genaueren Hören Schichten um Schichten, die sich ohne Anstrengung ineinander fügen. Eine Reise zu, ja, was? Wie der Bandname signalisiert, scheint ein Interesse an Buddhismus vorhanden gewesen zu sein. Der Weg stimmt jedenfalls.

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