Review

Mark de Clive-Lowe & The Rotterdam Jazz Orchestra

Take The Space Trane

Tru Thoughts • 2013

Jazzliebhaber tun sich oft schwer mit der Monotonie heutiger Tanzmusik. Ist man aber ebenso ein international anerkannter Elektronik-DJ als auch geschätzter Instrumentalist und Sideman wie Mark de Clive-Lowe, und weiss demnach um die mitreissende Wildheit beider Stile, dann wird die Vereinbarkeit dieser Gegenpole sicherlich nicht mehr ganz so abwegig erscheinen. »Take The Space Trane« oszilliert gekonnt zwischen den Extremen, mal mit Überhang zur der einen oder anderen Seite, mal mittendrin. »Filthy Fingers« hat etwas von einem Remix aus dem Hause Conte, der Track »Heaven« ist mehr dem Geschmack älterer Semester entsprechend, da heutige Produktionenweisen nur in vereinzelten Synthiesounds und Claps durchklingen. »Caravan« trifft dann aber mitten ins Schwarze und verbindet fließend die vorantreibende Four-To-The-Floor Brachialgewalt mit der dynamischen Wendigkeit des Charleston oder Lindy Hop. So sehr sich die Puristen beider Lager auch über das Resultat echauffieren mögen, können Sie doch eines nicht von der Hand weisen. Und zwar, dass die Big Bands der 1920er und 1930er Jahren waren, was uns die DJs der Moderne sind – eine der besten Ausreden dafür seinem Biorhythmus für ein paar Stunden (oder auch mal Tage) abtrünnig zu werden. Damit sind die offensichtlichen Gemeinsamkeiten vielleicht erschöpft, es lässt sich nach diesem Album aber nicht mehr leugnen, dass cluborientierte Elektronik swingen und Jazz tanzbar sein kann.