Review

Mark McGuire

A Young Person’s Guide To

Editions Mego • 2011

Im Zuge der in den letzten beiden Jahren v.a. in den USA aufflammenden Begeisterung für »Noise«, »Drones« und »Psychedelic« traten peu á peu auch die Emeralds ins Rampenlicht. Pitchfork lobte ausdrücklich ihre letzten beiden Alben für Editions Mego und unser aller Lieblingskünstler Caribou hatte das Trio aus Cleveland, Ohio zusammen mit Oneohtrix Point Never (noch so einer) zu seiner »Caribou & Friends«-Sause im Juni nach Berlin geladen. Hinzu kommt ein stetiger Fluss an neuem Material (Discogs zählt über 40 Releases in den letzten vier Jahren, überwiegend auf Kassette und CDr), der die Emeralds im Gerede hält. Emeralds’ Gitarrist Mark McGuire arbeitet zudem noch an eigener Musik. Sein Debüt Living With Yourself erschien im Oktober, nun legt er seine erste Werkschau nach: A Young Person’s Guide To vereint zweieinhalb Stunden ausgewähltes(!) Solomaterial aus den Jahren 2007 bis 2010 des gerade erst 24-jährigen. Wie macht der das? Und: Was soll da noch kommen? Das sind Fragen, die man sich unweigerlich stellt, sieht man sich mit der Reife der Musik von Mark McGuire und der Tatsache konfrontiert, dass es künstlerisch kaum etwas Vergleichbares gibt. McGuire setzt solo seinen Fokus auf die Gitarre, verzichtet aber nicht auf die zu einer Einheit gegossenen flirrenden und oszillierenden Sounds, die auch die Emeralds kennzeichnet. Eröffnet wird die Werkschau durch Drean Tream, die Pforte in das Reich von Mark McGuire, in der die Kunst Loops neben Loops neben Loops zu setzen sogleich in Perfektion betrieben wird und einen siebzehnminütigen Sog entfaltet, dem man sich nur schwer entziehen kann. Es gibt mehrere dieser Oden, denen immer wieder auch anderthalbminütige Skizzen wie Slipstream entgegengestellt werden, in der 2 Gitarrenfiguren in ein kurzes Zwiegespräch geraten. Ghosts Around The Tree arbeitet mit Samples alter Schallplatten (russische Arbeiter- und Kampflieder oder so), die von McGuires Gitarrenspiel umspült werden. Sick Chemistry ist wiederum ein Drone. Und das Gitarrenriff von Flight mutiert erst in Noise und geht schließlich fließend in Elektronik auf. Daneben sind überall feine Melodien versteckt. Musik wie diese zu machen hat viel mit Instinkt zu tun. Kurzum: Mark McGuire spielt den Blues des modernen Mannes. Beeindruckend.

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