Der Techno-Mythos Berlins lebt noch. Zumindest in dem Maße, das Punk-Musiker aus Rom wie der Schlagzeuger Matteo Vallicelli durch einen Umzug nach Kreuzberg dazu inspiriert wurden, sich mit Synthesizern und Drumcomputern auszustatten. Was der u.a. als Live-Drummer von The Soft Moon tätige Vallicelli für sein Solo-Debütalbum aus den Gerätschaften herausgeholt hat, erinnert dann aber vorwiegend an Zeiten, als Berlin noch weit entfernt davon war, durch illegale Partys nahe der ehemaligen Mauer auf sich aufmerksam zu machen – vom Berghain ganz zu schweigen. So wie der goldene Handschuh auf dem Cover an nostalgische Science-Fiction-Tage denken lässt, hat die Musik auf »Primo« viel von früheren Perioden der – analogen – Klangsynthese. Die Sequencer-Monologe und Arpeggien der Berliner Schule und der Minimal Wave der 1980er Jahre scheinen Vallicelli jedenfalls näher als die Clubmusik der jüngeren Vergangenheit. Was eine Projektion sein mag, denn hier und da lassen etwa die rumpeligen Loops von Stücken wie »Lausitzer Platz« durchaus aktuelle Bezüge erkennen. Alles in allem aber mehr eine solide Selbstverständigung auf dem Weg des Durcharbeitens der Geschichte der elektronischen Musik.
Primo