Review

Moufang / Czamanski

Live In Seattle

Further Records • 2015

In der elektronischen Musik hat das Live-Album bisher eine eher untergeordnete Rolle gespielt. Die Möglichkeiten, an analogen und digitalen Gerätschaften zu improvisieren, haben sich inzwischen allerdings vervielfältigt. Was sich auch in den Live-Darbietungen niederschlägt. David Moufang und der Holländer Jordan Czamanski vom Duo Juju & Jordash etwa bestritten im Mai 2013 in Seattle einen gemeinsamen Abend (die beiden kennen sich unter anderem von der Zusammenarbeit im Trio Magic Mountain High), der dankenswerterweise aufgezeichnet wurde. Über 90 Minuten bauen die zwei mit ruhiger Hand ihre psychedelischen Stimmungen zwischen getragenem Techno-Groove und wunderbar zurückgelehnten Downtempo-Passagen bis hin zu gewitterwolkenartigem Ambient auf, lassen da, wo es ihnen geboten erscheint, Luft für Beat und Synthesizer-Bass, verdichten dann wieder den Sound hin zu unterschwellig bedrohlicher Dramatik, bei der nur die Bewegungen des eigenen Körpers im Rhythmus ein wenig Befreiung versprechen. Dem musikalischen Strudel, den Moufang und Czamanski entfachen, kann man sich tatsächlich kaum entziehen, ob mit 303-Acid-Anleihen oder lediglich ein paar treffsicher gesetzten Claps. Tanz-Ekstase, aus dem Moment entstanden, die unterwegs reichlich Verschnaufpausen bietet. Dass die aus Europa mitgebrachten Instrumente nicht funktionierten und man auf geliehene Ausrüstung zurückgreifen musste, ist eine schöne Anekdote. Der Musik merkt man davon nichts an.