In den vergangenen Jahren ist Quentin Dupieux ja eher als Filmemacher mit skurril-surrealistischem Humor in Erscheinung getreten. Ob es sich bei Filmen wie »Die Wache«, »Monsieur Killerstyle« oder »MandiblesG, seine jüngste Kinoproduktion, um schwarze Komödien oder doch eher um Konzeptkunst handelt, blieb jeweils offen. Jetzt gibt es auch wieder Neuigkeiten vom Musiker Dupieux, wie gewohnt unter dem Alias Mr. Oizo. Kurz zur Erinnerung: Dem Franzosen war 1999 das Kunststück gelungen, als lediglich einem Expertenpublikum geläufiger Producer seinen »Flat Beat« in einer weltweiten Levis-Werbekampagne unterzubringen – nur wenige Tracks dürften jemals soviel internationale Aufmerksamkeit für die elektronische Tanzmusik generiert haben. Wer den Output von Mr. Oizo seitdem verfolgt hat, dürfte nicht überraschen, dass auch auf »Voilá«, seinem nunmehr siebten Studioalbum, kein Nachfolger dieses spektakulären Coups auszumachen ist. Die mutmaßliche Botschaft: Ein Welthit reicht mir völlig aus. Wichtig dagegen nach wie vor: der kauzige Bezug auf samplebasierte, vom Groove dominierte Dancefloor- und Clubmusikgenre. Mehr denn je fokussieren die neun neuen Tracks auf Hip-Hop. Statt auf einen ganzen Sack voll Features wie zuletzt setzt Mr. Oizo hier komplett auf den bereits 2016 auf »All Wet« vertretenen italienischen Rapper Francesco Barbaglia alias Phra. Dessen Texte verbinden wie im Opener »Foie Gras« nicht selten sexuelle Anzüglichkeiten mit Speisekarten-Lyrik, sein Flow transportiert tendenziell eher Setzung als Leichtigkeit. Dupieuxs Sampling wirkt gewohnt nachlässig, aber weniger zufällig als in Vergangenheit: »Experimentelles« bleibt die Ausnahme, Digital-Electro(nisches) die Regel. Gesamtvibe: Sommer, Sonne, Strand. »Hot In Her« triggert gleichermaßen Erinnerungen an Nellys Überhit von 2002 wie es als Parodie auf zeitgenössischen R&B-Beachparty-Stereotype »funktioniert«. Weitere Highlights: »Date 2« sowie – Allergikerwarnung: mutwillige Autotune-Überdosierung – »Easyjet« und »Hits Me«. Kurios: Trotz kurzer Laufzeiten schaffen die Tracks es, manchmal noch »zu lang« zu wirken. Die geringe Spielzeit wird kompensiert, indem alle Stücke nochmals als schlampig editierte Instrumentals erklingen. Dada-Anspruch und Pop-Appeal gehen Hand in Hand.
Voila