Review

Nick Waterhouse

Holly

Innovative Leisure • 2014

»Du musst aufpassen, dass Du nicht zum Cover-Künstler Deiner eigenen Musik wirst«, sagte Songwriter William Fitzsimmons letztens in einem Interview. Egal ob Soundbastler, Maler oder Schriftsteller, das Fortbewegen, die Idee, die Innovation und die eigene Sprache machen Kunst erst herausragend. Umso schwieriger wird es für Musiker, deren Songs in vielen Ohren an und für sich schon antiquiert klingen. Nick Waterhouse gehört dazu. Allerdings völlig zu Unrecht. Denn obwohl Waterhouse sich an einem alten Sound orientiert, biedert er sich nie an. Nick Waterhouse imitiert nicht, er lebt diese Musik. Auf seinem zweiten Album »Holly« hat er die Geschwindigkeit ein wenig gedrosselt, manchmal stehen instrumentale Passagen mehr im Vordergrund als auf seinem Debüt. Das Piano in »Let It Come Down« streichelt über den Rhythmus, während in »Well It’s Fine« die Gitarre sich für kurze Sekunden an den Jazz verkaufen darf. Das ist hier alles durchweg R’n’B mit Seele und Herz, Hand und Fuß. Aber gerade in den Momenten, wo sich Melodien wirklich herausschälen, sind die meisten Songs wieder vorbei. Nicht ein Stück überschreitet die vier Minuten. Man soll die Leute eben nach mehr schreien lassen. Alte Weisheit aus dem Showgeschäft. Und die kennt Nick Waterhouse ziemlich sicher. Während sich Cover-Künstler und Nostalgie-Fetischisten an den Tönen orientieren, die damals schon existierten, lockt Nick Waterhouse den 50er neue Melodien und Ideen ab. Und die sind auf »Holly« deutlich frischer als auf zahlreichen anderen Veröffentlichungen der letzten Jahre.