Review

Nick Waterhouse

Never Twice

Innovative Leisure • 2016

Nick Waterhouse schien schon immer etwas aus der Zeit gefallen. Seit nunmehr drei Alben serviert uns der 30-jährige seinen durch und durch nostalgischen R&B-Sound, den er auch auf »Never Twice« inbrünstig und zugleich routiniert vorträgt. Damit perfektioniert er stetig ein Klangbild, das zwar Jahrzehnte vor seiner Geburt modern war, doch wie man hören kann noch immer frisch, ja geradezu zeitlos ist. Sein gereiftes Songwriting verbindet den prägnanten Stimmeinsatz mit luftigen Orgelmelodien, fette Bläsersätze mit Soul-Sister-Chören, an Standards erinnernde Harmonien mit neuen Ideen. Da darf der Anfang von »Tracy« ruhig etwas zu stark an die absteigende Bassline von »Hit The Road Jack« erinnern. Danach bedient sich das ausufernde »Stanyan Street« neben Saxophon- und Flöten-Soli auch lateinamerikanischer Einflüsse und mit »Lucky Once« ist ebenfalls ein vielschichtig arrangiertes Instrumental mit an Bord. Gerade mit diesem Facettenreichtum in Kombination mit seiner erstaunlich professionellen Abgeklärtheit zeigt Waterhouse einmal mehr eindrücklich, dass zwischen dem Surf-/Garage-Rock seiner Kumpels von den Allah-Las (hier vor allem mit »Old Place« und »Katchi«) und dem Retro-Soul der gesamten Daptone-Familie noch genügend Platz für seine eigene Musik-gewordene Version von Fifties/Sixties-Nostalgie ist.