Review R&B und Soul

Nick Waterhouse

Time’s All Gone

Innovative Leisure • 2012

Wirklich verständlich ist das nicht. Da kommt dieser 26-jährige Knilch aus Kalifornien daher, nimmt ein verdammt starkes Album auf und jagt über seinen twitter-Account, dass ihn ja keiner mit einem Musiker verwechseln sollte. Aber gut, Eigenheiten ist man ja gewöhnt. Trotzdem besteht »Time’s All Gone« aus Musik und zwar einer, die auch den Fünfzigern gut gestanden hätte. Die gesamte Platte hat Waterhouse analog und größtenteils live aufgenommen im Studio. Und genau dadurch legt sich dieser Schwarz/Weiß-Filter auf die ganzen knapp 35 Minuten. Die Stimme von Waterhouse steht stets kurz vorm Überschlag in »(If) You Want Trouble«, die Bläser kreisen über dem Rhythmus und es mutet ein wenig so an, als ob da zwischen manchen Noten doch das Knistern von Vinyl zu hören ist. Wer mag, kann da einwenden, dass das ja alles schon einmal dagewesen wäre. Das macht »Time’s All Gone« aber nicht schlechter – im Gegenteil. Denn so souverän wie Nick Waterhouse den R&B beherrscht, beherrschte ihn schon lange niemand mehr. »I Can Only Give You Everything« und »Don’t You Forget It« haben unglaubliche Rhythmen, die sofort überzeugen, und das Finale des Titeltracks lässt die ganze Energie frei, die in dieser Musik, diesem Typen mit Anzug und Hornbrille steckt. Diese Leidenschaft und das Gefühl für einen Song finden sich so kaum noch. Und damit passt diese Platte in kein Jahr besser als in genau dieses.