Die weltweite Corona-Pandemie hat zwar viele musikalische Projekte befördert, doch das Live-Geschäft lag lange brach. Das war nicht gut für die Brieftaschen jener, die vom Musikmachen leben. Es war aber noch schlechter für uns als soziale Wesen, die sich – ja, auch am Rande von Konzerten – treffen, gemeinsam erfahren, mit vielen Ohren hören, um sich danach auszutauschen. So lautet jedenfalls die These des Bassisten Seth Ford-Young, der in Los Angeles bereits 2016 das Phi-Psonics-Projekt als tiefe Verbeugung vor den Urahnen des außersinnlichen Jazz – Alice Coltrane, Pharoah Sanders u.a. – ins Leben gerufen hat. Es gibt keinen Anlass, Ford-Youngs Beobachtung in Frage zu stellen.
Expanding To One, also sich über die eigenen Grenzen hinweg (bewusstseins-)erweiternd in den Raum zu begeben und mit anderen wieder ein neues, größeres Eins zu werden – Ziel nicht nur jeder besseren Band, sondern auch des insgesamt 15-köpfigen Ensembles, das der Bassist und Komponist für vier Konzerte im Music is the Healing Force-Plattenladen in intimen Live-Sessions zusammengebracht hat. Das Ergebnis ist eine spirituelle Reise durch die Geschichte des Jazz – man denkt an die bereits genannte Coltrane, an Dorothy Ashby, an Kahil El’Zabar, an den New-Age-Percussionisten Carlos Niño und dessen Referenzen –, die sich in den Siebzigern genauso wohlfühlt wie im Neuen Jazz der letzten zehn Jahre.

Expanding To One Deluxe Edition