Die Münchnerin Lindsay Wang hat in den letzten Jahren Clubmusik im besten Sinne modern gedacht. Da, wo sich Techno und Tanzmusik nur bedingt für Grenzen interessieren und alles ineinanderfließt, was die Beine in Bewegung bringen soll, findet man Polygonia und ihren vielseitigen musikalischen Ansatz. Auch ihr neues Album Dream Horizons, das auf dem niederländischen Label Dekmantel erscheint, profitiert von ihrem Talent, die präziseste Maschinenmusik mit Leben und organisch klingenden Sounds zu versorgen.
»Gate To Amygdala« zum Beispiel klingt wie eine akkurate und zugleich bedrohliche mathematische Formel in Trackform. »Hidden Blue« ist ein leicht hektischer, auf- und ab-bouncender Techno- und Bass-Hybrid – immer kurz davor, in sich zusammenzustürzen und den verschwitzten Tanzboden unter sich zu begraben. Ab und an versteckt sie ihre Stimme als Easter Egg auf der Platte – kaum ist sie da, ist sie wieder weg. Als würde sie aus dem Off ihre eigenen Tracks kommentieren (»Set Me Free«).
Immer wenn es sich so anfühlt, als habe man ihre Tracks durchschaut, als habe man verstanden, was hinter der nächsten Ecke wartet, stellt sie einem ein Bein. Vor allem auf »Twisted Colours« kommt dieser Wundertüten-Charakter bestens zum Vorschein. Der stolpernde Beat beginnt zaghaft und vorsichtig – und kaum hat man es sich gemütlich gemacht, bricht er aus und flirrt wie ein sommerlicher Insektenschwarm um einen herum.

Dream Horizons
