Review

Quirke

Whities 007

Whities • 2016

Plattenlabels, die auf durchgängige Titelnummerierung ihrer Releases setzen, sind schwierig. Einerseits, weil sie ihren Artists damit ein bisschen künstlerische Freiheit zu nehmen scheinen. Andererseits, weil sie damit eine Stringenz behaupten, die sich bloße Katalognummern noch herausnehmen. »Whities 007« allerdings schafft in der Tat einen Brückenschlag zu »Whities 006« das heißt Quirkes knirschende Sounddesignmonster docken an Avalon Emersons flirrendes Wüstenpathos an. Der definitive Hit von Quirkes Nachfolge-EP auf »Acid Beth« auf dem Whities-Mutterschiff Young Turks im Jahr 2014 heißt »Sa45 Circles« und bringt dieselbe schubbrig-nervöse Kick mit, gießt ein ähnlich kosmisch anklingendes Synthie-Design zwischen die ratternden Zahnräder wie Emerson das auf »The Frontier« tat. Von diesem eigentümlichen Höhepunkt zwischen retrofuturistischer Nostalgie und Dancefloor-but-not-quite-Attitüde ausgehend ergibt der Rest der Platte gleich umso mehr Sinn: Schon auf »Acid Beth« nämlich zeigte sich Josh Quirke eher als Abstraktler denn als Serviceleister, auch der vorrangig Beat-orientierte Nachfolger beugt sich nicht den Diktaten. Der Opener »Cylinders« beispielsweise lässt sich höchstens als Set-Opener oder Anti-Crowd-Pleaser im Sinne von Four Tets Eric Prydz-Remix verstehen: eine ungemein verdichtete Synthie-Etüde, die den Drop in Aussicht stellt und ihn doch nicht bringt. Schön, sphärisch, eigenwillig. »Cope« hingegen bildet mit seiner muffigen, weit entfernten Vierviertelkick einen Kompromiss zwischen beiden Stücken. So klängen Maurizio-Tracks, würden sie zig mal auf Kassette überspielt. Ein nervöser Rest der Hymnenhaftigkeit eines William Basinski im Techno-Kontext – das gelingt auch höchstens selten. Quirkes »Whities 007« legt damit eine innere Stringenz an den Tag, die sich hoffentlich noch labelweit weiterführt. Mal schauen, wie die Nummer 008 dort anschließt.