Review Dance

R°A

Space Melody EP

Mothball • 2019

Gerade das letzte Matchaeis geschlabbert, schon geht es im Ausfallschritt vom Strand in die Disse, um dabei über eine Platte zu stolpern, die sogar hartgesottenen Toxic-Masculinity-Kerlen wie Magnum den Pornobalken aus dem Gesicht rasiert. R°A, ein zusammengewürfelter Haufen aus der Glitzer-Glamour-Gaga-Welt der italienischen 1980er Jahre, hauchte La Dolce Vita damals einen Hauch von existentieller Trauer ein und beamt uns mit der Neuveröffentlichung auf Mothball Record schlanke drei Jahrzehnte zurück. Krass, werden die nostalgischen YouTube-Vaporistas jetzt sagen, 1988 war die Welt echt noch in Ordnung. Und das, obwohl man Handys groß wie Ziegelsteine in der Gegend herrumkarrte und der Empfang an der Adriaküste nicht von Kehlkopfkrebs im Endstadium zu unterscheiden war. Sei’s drum. Mit R°A müssen wir rauschfrei über Italo-Disco sprechen. Dem Sound, der wie kein anderer »für den naiven Optimismus eines ganzen Jahrzehnts« (Kristoffer Cornils) steht und den All-Inclusive-Albtraum in Lignano so richtig authentisch in Erinnerung behalten lässt. Die Band R°A bestand aus Giovanni Piazza, Robert Leoncino, Ferdico De Caroli und Davide Zerega – Typen, die sich in den Achtzigern auf dem Mailänder VideoRadio-Label in Gruppen wie Jester und New California mit nihilistischem Italo-Spacesynth die Dorfdiscos vor den Kopf stießen und sich 1988 auf ein, zwei oder fünfzehn Limoncelli zusammensetzen, um mit Zuckerschock ins Studio zu wackeln, ihr Italienisch gegen pappiges Morrissey-Englisch auszutauschen und die eigenen Songs neu aufzunehmen. Alles also schon mal dagewesen, alles halb so schlimm, weil auf der ersten und einzigen Platte von R°A jeder einzelne Track so schmatzend daherkommt wie Touristengrüppchen bei Vapiano am Hauptbahnhof. Klingt auch nach 30 Jahren immer noch wie eine Zukunft, in der wir niemals waren – aufgemöbelt mit zwei feinen Remix-Versionen von jenen, die sich die Rotzbremse nicht nehmen lassen und in Opas Pullunder an ihren Synthis rumturnen: Flemming Dalum aus Dänemark und die spanischen Italo-Heads um Futuro. Heute Morgen gestern hören!

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