Review

Radiante Pourpre

Radiante Pourpre

Antinote • 2017

Die 80er-Jahre-Tape-Ästhetik, meistens ist sie tatsächlich nur richtig fühlbar, wenn das Ursprungswerk halt ein, nun, in den 1980er veröffentlichtes Tape war. Die Nachfrage jedenfalls ist groß, wir wurden in den vergangen Monaten (Jahren) mit Reiusses verwöhnt bis verdorben. Dazu versuchen viele zeitgenössische Bands versucht den Sound zu emulieren. Sie sind meistens gescheitert. Radiante Pourpre nicht, im Gegenteil, so viel sei vorweg genommen. Radiant Pourpre sind zwei Hommes aus Bordeaux, Alex und Leopold, aus dem Umfeld des Simple Music Experience Kollektivs. Ihr Debüt über volle Distanz kommt den arty, staubigen D.I.Y-Mir-Egal-Ob-Das-Je-Jemand-Hören-Wird so nahe wie kein anderer Release der jüngeren Vergangenheit. Das selbstbetitlte Album steht in einer Tradition mit Human Flesh, Van Kaye + Ignit, oder auch Muslimgauze, diesem Weirdo-Kontinuum an frühen Bedroom Producern, und klingt dabei als sei es nicht 30 Jahre später entstanden. Wenn einem jemand erzählen würde, dass »Radiant Pourpre« ein rares Tape aus dem französischen Untergrund der Ach’zger sei, würde man nicht zögern, das zu glauben. Die Loops schleifen und knacksen, portugiesische Stimmen aus dem Off über fernöstliche Percussions, die Song-Skizzen wirken mit genau der richtigen Mischung aus Gleichmut und Kunstfertigkeit hingelegt. Damals war es radikal, heute ist es einfach nur schweinisch geschmackssicher. Für Antinote ist es der beste LP-Release seit Dominique DuMonts großartig-verschwurbelten »Comme Ça« aus dem Jahre 2015. So kohärent leftfield war seitdem kein Album auf dem Pariser Label mehr.