Real Lies träumen von »Loverboy«, trinken ihren »Lovedrink« in einer »Loverworld« – und schießen dabei elf Tracks heraus, die so bittersüß klingen wie Melancholie auf alten VHS-Tapes. Das Londoner Elektronik-Duo entwirft damit beinahe eine eigene Liebesphilosophie. Kev Kharas und Patrick King wissen, wie man das Herz weichklopft – selbst bei den härtesten Zyniker:innen. Während Vereinzelung im Netz wie im echten Leben die Welt zu einem grauen, neoliberal verwaschenen Ort macht, malen Real Lies der Negativität einfach ein paar rosarote Wolken drüber. »We Annihilate Our Enemies« verspricht, dass man Feinde nicht bekämpfen muss, sondern durch Liebe auflösen kann – Gewaltfantasien weichen Tagträumen, Paranoia wird zu kollektiver Euphorie.
Musikalisch bewegt sich das Album zwischen Breakbeat, House und Art-Pop – Rave-Nostalgie trifft auf tröstende Pop-Emotionalität. Breakbeats, die auf euphorisierte Vocals treffen, klingen, als wären sie direkt aus einem verrauschten Mixtape der Neunziger herübergebeamt. Dass Real Lies dabei nie ins Kitschige kippen, liegt an ihrem trockenen Understatement, das jede große Geste in eine charmant hingeworfene Beobachtung verwandelt. Wer nach diesem Album nicht mindestens ein bisschen an die Möglichkeit einer besseren, zärtlicheren Welt glaubt, hat wohl einfach nie wirklich getanzt.

We Will Annihilate Our Enemies