2020 – ein saudummes Jahr für eine Künstlerresidenz. Der New Yorker Maler, Grafiker und Bassist Josh Werner hatte das »Glück« letztes Jahr für eine solche Residenz am The Cell Theatre anheuern zu dürfen. Doch außer Inzidenzen und volle Intensivstationen gab es wenig zu erleben in Manhattan. Dennoch trommelte er für das schnell ins Leben gerufene »cell TV« eine schlagkräftige und pustefreudige Gruppe zusammen, die sich fortan Resilient Vessels nennen wird. Neben Josh Werner, der unter anderem schon für CocoRosie oder auch für Matisyahu die Saiten hat schwingen lassen und hier als Komponist auftritt, macht vor allen Dingen der Saxofonist und Produzent von »Live At The Cell«, James Brandon Lewis, einen Schritt ins Scheinwerferlicht. Man könnte sogar so weit gehen Lewis als den eigentlichen Star der Schallplatte zu bezeichnen. Über die Länge der acht Stücke zeigt er sich als eine Wucht am Holzmundstück. Klar, da ist viel John Coltrane mit im Spiel, doch gerade die NY-Legende Albert Ayler dürfte noch viel eher Vorbild sein. Dass Lewis hier so besonders hell strahlt, liegt zuvorderst an der Abmischung der Session, die Schlagwerk und Bass ein wenig vernachlässigt, dafür Saxofon und Klarinette sehr akzentuiert. Das gibt der ganzen Sache einen gewissen Schrillheitsfaktor, der womöglich nicht jedem gefällt, dafür aber in seinen Spitzen absolut mitreißt. Dass draußen vor der Tür trotzdem nur die Ödnis der Pandemie lauert, wird dennoch spätestens dann klar, wenn heftig mit dem Zaunpfahl gewunken wird: Ab und wann hört man spärlichen Applaus. Die richtige Musik zur falschen Zeit.
Black Artist Group
For Peace And Liberty (In Paris, Dec 1972)
WeWantSounds