Review

Roland P. Young

Hearsay I-Land

Palto Flats • 2021

Roland P. Young war von Haus aus Jazzmusiker , aber auch freien, spirituellen und experimentellen Spielarten zugewandt und ist bis heute mit Minimal- und Ambient-Alben auf Labels wie EM präsent. Mitte der 1980er legte er sich eine zweite Identität als Synth-Pop-Artist zu. »Hearsay I-Land« vereint die vier Tracks der 1984 erschienenen EP »I-Land« mit Tracks von »Hearsay Evidence« aus dem Jahr 1987, die Young beide auf seinem eigenen Label Flow Chart Records veröffentlichte. Young inszeniert sich auf den neun Songs dieser verdienstvollen Compilation durchaus im Stil seiner Zeitgenoss*innen als flamboyanter New-Wave-Crooner, der seine übergroßen Gefühle mit nachdrücklicher Emphase ausgestellt. In »So Very Easy« lässt er emotional schimmernden Resonanzen in seinem Falsett aufscheinen. Auf der grandiosen Electric-Boogie-Nummer »Ballo-Balla« übernimmt seine Ehefrau Risa Young den Vocal-Part – proto-balearischer als diese unwahrscheinliche Quersumme aus Codeks »Tim Toum« und A Number Of Names’ »Sharevari« wird’s nicht. Der ungefähre Gesamteindruck: John Maus hat eine Lofi-Produktion mit Double, Martin Rushent und Wally Badarou eingefädelt. Und wenn’s in Balladen wie »Don’t Ever Take Your Love Away« doch mal etwas arg seicht und cheesy wird, kommt gleich ein Track wie „Victim“ um die Ecke, der mit enormem, elektronischem Drumming wieder auf Kurs Leftfield-Dancefloor geht. Eine unwiderstehliche Anthologie.