Keine Musik, die man mit dem Jahr 1983 in Verbindung bringt. Jazz in seiner reinsten Form. Als hätte es die 1970er-Jahre nie gegeben, keinen Fusion-Sound, keine spirituelle Erleuchtung. Ein Hauch von Bossa Nova schimmert hier und da durch, auf »Free Fall« zum Beispiel, aber das war’s auch schon. »The Gift of Love« des Saxofonisten Sam Sanders und seiner Band Visions um den Bassisten Ed Pickens und den Schlagzeuger Jim Knust passte einfach nicht in die 1980er-Jahre und wurde schnell übersehen. Vierzig Jahre später hören wir die Musik mit anderen Ohren, neutral und ohne das Bedürfnis nach Zeitgeist. Und wir hören einen Saxophonisten, dessen Spiel mit dem von John Coltrane, Ornette Coleman oder Joe Henderson verglichen wird, schön zu hören auf Stücken wie »Slightly Anxious« oder »Un-Stable«. Ansonsten ist der Detroiter Jazzsound bekanntlich stärker als in anderen Städten mit dem traditionellen Blues verbunden, was auch hier eindrucksvoll im todtraurigen »Day After Yesterday« zum Ausdruck kommt. Kenny Cox, sein langjähriger Freund und Mitbegründer des Strata-Labels, der auch »The Gift of Love« produzierte, ist hier am Piano zu hören. Sam Sanders, der mit so illustren Musikern wie Pharoah Sanders, Marcus Belgrave, James Blood Ulmer, Sonny Stitt, Stevie Wonder, Smokey Robinson spielte, bei Yusef Lateef lernte und am Detroit Jazz Center unterrichtete, hat viel zu wenig Aufnahmen hinterlassen. Diese muss man kennen.
The Gift Of Love