Sascha Funke war zuletzt 2017 in »Lotos Land« unterwegs, wo er im Dickicht von Prog Electronics, Synthwave und House echte tonale Zauberruten fand. Niklas Wandt wiederum hat vergangenes Jahr zusammen mit Wolf Müller (auch bekannt als Jan Schulte) die schönste »Instrumentalmusik von der Mitte der World« entworfen, die diese seit Jahrzehnten gehört hat. Von Düsseldorf bis Berlin macht man sich scheinbar gerade daran, den Begriff »World Music« vom eurozentrischen Muff zu befreien, ohne ihn wiederverwerten zu wollen. Denn es geht weniger darum exotische Instrumente mit neuesten Mitteln abermals durch den westlichen Klangkanon zu pressen. Rhythmik und Timbre indigener Musiktraditionen werden viel mehr als Schablone für das elektronische Update moderner Tanzrituale im Club verwendet, will heißen: Minimal Techno und Marimba, tribal anmutender Ambient Dub und Djembes finden zueinander, ohne dass eins vom anderen assimiliert würde. Auf »Wismut« gesellen sich noch funky Wah-Gitarren dazu, die zum lässigen Mitwippen animieren. Sascha Funke und Niklas Wandt klingen hier wie ein Team, das sich seit Jahren die Regler im Studio teilt, um nun mit völlig eigenem Style an die Öffentlichkeit zu treten. Birgt der bei »Die Säge« oder »Lobotomie« nicht zuletzt wegen der zischenden Lyrics von Wandt noch einen delikaten Acid-Vibe, fordert »Für die paar Heller« schon geradewegs zum Tanzen auf – so dringend will man jedenfalls selten im Bademantel über den Wochenmarkt cripwalken.
Wismut