Vom Drogendealer auf den Straßen von Los Angeles Anfang der 2000er Jahre zum Top Dawg Rapper. Als wäre das nicht schon eine Erfolgsstory genug, unterschreibt Schoolboy Q beim selben Label wie Kendrick Lamar und Jay Rock, wo er sich schnell von den Newcomern absetzt. Mit »Blue Lips«, auf das er fünf Jahre warten ließ, lässt er eine Platte in den Musik-Kosmos aufsteigen, auf der er so ziemlich jedes Hip-Hop-Attribut bedient. Und dass das ausgerechnet von Schoolboy Q kommt, der bei seinen letzten Veröffentlichungen eher mit angezogener Handbremse produzierte, macht die Sache umso hörenswerter. Jeder Track sitzt. Beats, Hooks, Samples – alles fügt sich zu einem großen Ganzen. Tracks wie »Movie« und »oHio« beginnen mit sehr ruhigen, fast besinnlichen Soul-Melodien, die dann von tiefen, basslastigen Einschlägen erschüttert werden. Und so fährt Schoolboy Q das ganze Album über fort. In jedem Track gibt es mindestens einen Moment des Unvorhersehbaren. Entweder wechselt die Klangfarbe abrupt und Q überrascht mit jazzigen Einsprengseln oder er verbindet zarte psychedelische Momente mit der Tradition des Gangster-Rap. Diese Facetten des Albums führen dazu, dass man nach jedem Track kurz innehalten möchte, um dann wieder von vorne zu beginnen. Die Unvorhersehbarkeit des Klangbildes bleibt dabei erhalten und verleiht dem Album letztlich seine bewährte Lebendigkeit.
Blue Lips