Review

Sebadoh

Defend Yourself

Domino Records • 2013

Sebadoh waren wirklich niemals die Band, die sich groß darum kümmerte, was die anderen so denken. Die klangliche Qualität ihrer Alben glich der eines Panzers im Aufnahmestudio, der unser aller Ohren zerbersten ließ – doch die Wucht hinter ihrer Musik eben auch. So erspielte sich das ewige Seitenprojekt von Dinosaur Jr.-Bassist Lou Barlow einen Kultstatus sondergleichen. In den vergangenen Jahren hatte sich Domino Records mit den Reissues ihrer vergangenen Alben bereits um Aufklärungsarbeit bemüht, doch als beispielsweise 2005 das Debüt »The Freed Man« wiederveröffentlicht wurde, hatte noch keiner auf dem Schirm, dass ein neues Album rauskommen könnte. Zu dem Zeitpunkt war die letzte LP schon sechs Jahre her und Barlow widmete sich lieber seinen anderen Projekten. Diese Abwesenheit der Band und ihre Indifferenz gegenüber der Nachfrage nach einem neuen Album multiplizierte natürlich nur ihren Status als Blaupause für dreckigen amerikanischen Indierock, bei dem das »Indie« noch für »Independent« steht. Doch man hat schon einiges zu verlieren, wenn 14 lange Jahre ins Land ziehen, bis man ein neues Album veröffentlicht: Plötzlich ist man nicht mehr Anfang 30, sondern eher Ende 40 und stilistisch hat sich einiges verändert auf »Defend Yourself«: der Sound ist an sich der gleiche, nur etwas sauberer, die Wucht ist aufgeweicht, aber auch latent vorhanden, die Songs sind etwas melodischer und nicht mehr ganz so kaputt. Diese Kaputtheit war einst mal ein Wiedererkennungsmerkmal der Band. Jetzt klingt es nur noch zusammengesetzt und repariert. Zwar läuft die Maschine noch irgendwie, aber wie früher fährt sich die Karre nicht mehr. Genau wie man sich das vorstellt von einer Band, die mal wild auf alles schiss und es jetzt noch einmal probiert. Doch wir wissen, wen diese Meinung als allerletztes auf dieser Welt interessiert – immerhin hat sich diesbezüglich nichts verändert.