Der alte Mann und die Gitarre. Auf Hillbilly Ragas bekommt man Sir Richard Bishop pur: akustische Gitarre und sonst nichts. Was immer noch eine ganze Menge ist. Dem Titel wird der selbsternannte Sir mit dichten Schrammelfiguren gerecht, oft angelehnt an den American Primitivism seines Vorbilds John Fahey. Zugleich erinnert die Hochgeschwindigkeitsfingerarbeit in ihrer repetitiven Monumentalität an Ragas, wie sie der andere große »primitive« Gitarrenzauberer Robbie Basho für sich erarbeitete.
Bishop macht aus seinem Hillbilly-Ansatz dann wieder etwas ganz Eigenes, scheinbar noch Primitiveres. Beim genauen Hinhören offenbaren sich feine Variationen, polyphones Zusammenspiel, der »Rhythm Methodist«, wie eines der Stücke heißt. Ob »Methodist« im religiösen Sinne oder schlicht als »Mucker« gemeint ist? Möglich, dass beides zutrifft. Bishop jedenfalls sieht diese neun Stücke als Ausflug in »dunkle Wälder«, in unerkundete Gebiete. Das Ergebnis klingt allerdings nicht düster, sondern nach wilder Meditation – eine Folk-Musik der Ekstase. Verspielte Ernsthaftigkeit, strenges Chaos, vertraute Fremdheit. Wie gesagt, eine ganze Menge.

Hillbilly Ragas