Review

Sudan Archives

Natural Brown Prom Queen

Stones Throw • 2022

Nachdem sie sich selbst schon als nubische Königin und auf ihrem Debütalbum »Athena« als griechische Göttin identifiziert hat, wirkt der Titel des zweiten Langspielers der US-Amerikanerin Sudan Archives fast schon demütig. Gut, eine Krone hat sie als »Natural Brown Prom Queen« trotzdem auf und ihr Neo-R’n’B ist weiterhin über jeden Zweifel erhaben, doch ihre Geschichten erzählt die autodidaktische Geigerin im Kleineren. In Cincinnati geboren, aber musikalisch in Los Angeles groß geworden, spricht Sudan Archives von Identität, fragt sich, ob sie als weiße Person erfolgreicher wäre und versichert sich selbst mantraartig »I’m not average«. Zwischen elektronischen Collagen, Hip-Hop-Einflüssen die von Boom Bap bis Trap reichen und Rhythm-and-Blues-Elementen, spielt ihr Markenzeichen, die Geige, dieses Mal eher eine hintergründige, flächige Rolle, drängt aber im Verlaufe der Platte doch hier und da mal in den Vordergrund. Der einfühlsame Sprechgesang geht in den aufregenden Strukturen fließend von melodiösem Rap in schmeichelhaften Gesang über und wenn Sudan Archives ein Problem hat, dann dass sie zu viele Ideen anschneidet, die alle eine ausgiebige Erkundung wert wären. Denn die Prom-Königin kann auch hektisch und brutal nach vorne gehen, wenn sie gereizt wird und droht hin und wieder gar zu overpacen, zu übersteuern. Am Ende kennt sie trotz aller Demut ihre Stärken ganz genau und in ihrem Königreich zieht die Anführerin noch selbst in die Schlacht.