Die Sonne scheint schon wieder, die Ohren klingeln noch, die Glieder sind müde, aber der Rausch ist noch nicht ganz abgeklungen. Wenn der Kopf in einer stillen Bahn nach einer langen Nacht noch nachwippt, spielt innerlich im Idealfall Musik, die klingt wie »Plant Age« von Terekke. Der US-Producer hat bisher zwar nur vier 12inches veröffentlicht, wird aber trotzdem regelmäßig als der nächste Burial gehandelt. Der Vergleich zieht vor allem beim neuen Album insofern, als dass Terekkes nebeligen Kellerclub-Erinnerungen einerseits bei aller Gemütlichkeit auch ohne Kickdrum verträumt catchy, zugänglich und tanzbar sein können. Andererseits ist »Plant Age« detailliert, gehaltvoll und belesen genug, um den intellektuellen Ansprüchen der Rollkragen-Retro-Heads und Kritikern gerecht zu werden, wie eben Burial damals. Sonderlich neu klingt auf dem unaufgeregten Album wenig. In klassische L.I.E.S. -Manier werden hier die Klänge klassischer Drum Computer, Effekte und Synthesizer bewusst knarzig übereinander gestapelt. Mit Versatzstücken aus 80s House, New Age und balearischem Geklimper, hätte »Plant Age« so auch schon vor Jahrzehnten entstehen können, trotzdem bekommt die LP die begehrte Katalognummer 100 auf einem der meistdiskutierten Labels dieses Jahrzehnts. Das muss kein Zeichen sein, dass die traditionell eher düsteren Long Island Electrical Systems auf eine rosigere Zukunft im House schielen. Es reicht, dass hier ein schlüssiges House-Album gewürdigt wird, das unprätenziös eine Welt zeigt, die sich sonst nur kurz vorm vegetativen, verschallerten Einschlafen öffnet.
Plant Age