Review

The Body

No One Deserves Happiness

Thrill Jockey • 2016

Ein trockener, spartanischer Beat mit Drumcomputer-Ästhetik gibt einen rudimentären Rhythmus vor, nach vier Takten setzt eine klare, sanfte Frauenstimme ein, unter die sich wie ein menschliches Echo eine zweite schiebt. »Go it alone«, singen die beiden wieder und wieder während billige Synthie-Fanfaren erklingen. Ein kurzes Drum-Fill-In, diesmal auf einem echten Schlagzeug abgegeben, und wuchtige Gitarrenriffs ertönen, überrollen die beiden sich stoisch im Kreis bewegenden Sängerinnen, die Fanfaren, den Drumcomputer mit Feedback. Ein heiseres, kratziges Kreischen gurgelt gegen die allgemeine Kakophonie an, droht jederzeit abzusaufen. Es ist ein opulenter Einstieg, mit das zehnte Album von The Body seinen Auftakt nimmt, gleichermaßen überraschend und typisch für das mittlerweile in Portland angesiedelte Duo. Typisch, das heißt atypisch für Metal-Verhältnisse, denn The Body erweitern nicht nur das Konzept der Band als solcher und kollaborieren ständig mit verschiedenen Musikern aus allen Bereichen, angefangen von Black Metal-Bands über The Haxan Cloak bis The Bug. Sie reinterpretieren und transformieren auch Metal als Spielart extremer Musik immer wieder aufs Neue. »No One Deserves Happiness«, so der wie immer etwas ironisch angespitzte Titel der LP, welche sie erneut gemeinsam mit den Sängerinnen Chrissy Wolpert und Maralie Armstrong aufgenommen haben, spielt einen aus dem Metal altbekannten Kontrast aufs Neue aus: Schönheit trifft auf Brutalität. Das erste Stück, »Wanderings«, steht stellvertretend für die Dramaturgie des gesamten Albums, das von seinen Kontrasten geprägt wird. Das wilde, unverständliche Gekreische Chip Kings kämpft gegen die Bombastik der bisweilen orchestral instrumentierten Musik an, die innerlich zerrissen ist zwischen mahlenden Gitarren-Drones, dem weit ausholendem Drumming Lee Bufords und den esoterisch aufgeladenen Pop-Elementen, die Wolpert und Armstrong in den Mix einbringen. »No One Deserves Happiness« lebt von einem sich ständig erneuernden Überraschungseffekt. Namentlich von der Frage, wieso dieses wilde Durcheinander aus Schönheit und Brutalität immer noch dann so eindrücklich funktioniert, wenn es dermaßen auf die Spitze getrieben wird.