Wüsste man nicht, was man da hört oder aus welcher Zeit es stammt, könnte man Forming Haze für das futuristische Produkt einer KI halten: Sprechgesang über postpunkige Melodie-Mantras, zwischen Minimal Pop, dystopischem Soundtrack und einer eigentümlich glühenden Intimität. Doch dann liest man die Geschichte hinter The Crippled Flower – einer Band aus Düsseldorf, die 1985 schon mehr zu wissen schien als viele andere. Die den Abgesang ihrer Ära spürte, bevor der letzte Ton verklang.
Die nun erstmals versammelten Songs wirken wie ein »Zurück in die Zukunft«-Moment: eine zukunftsweisende Parallelwelt aus den 1980er-Jahren, die heute klingt wie morgen. Irgendwo zwischen Wire, Felt und Kraftwerk – letzteres mitgebracht vom englischen Sänger Phil Elston, dessen Texte zwischen Umweltzerstörung und Zeitreisen changieren. Was bleibt, ist eine statische Energie, die sich nie ganz entlädt. Vier Individualisten – Phil Elston, Stefan Krausen, Nina Ahlers und Stefan Schneider – auf der Suche, verbunden durch einen kurzen Funken im Düsseldorfer Plattenladen Heartbeat, durch Demo-Tapes und 4-Track-Skizzen, die aus der Zeit gefallen scheinen. Forming Haze ist ein Trip durch Dimensionen: melancholisch, scharf konturiert und voller seltsamer Wärme. Eine verlorene Band, die sich nie aufdrängte – und vielleicht gerade deshalb heute relevanter klingt denn je.

Forming Haze