Review

The Schwarzenbach

Nicht Sterben. Aufpassen.

Staubgold • 2015

Dietmar Dath, wer war das doch gleich? Als deren Chefredakteur schoss er die Spex als Musikmagazin Ende des letzten Jahrtausends in einen Orbit, von dem man bis dahin nicht wusste, dass es ihn gab; kaum später dazu noch in ein Paralleluniversum, in Form eines Romans. Einem von vermutlich nicht nur gefühlten einhundert, die er seit zwanzig Jahren inmitten eines endlosen Stroms literarisch-journalistischer Produktion in die Welt entlässt. Schon länger mit dem Karlsruher Kammerflimmer Kollektief verbunden, ist »Nicht sterben. Aufpassen.« nun das zweite unter dem Namen The Schwarzenbach gemeinsame Album. Und auch dieses entführt, nicht ohne Witz, in ein Paralleluniversum. Eines, in dem die Band es so sagt, wie sie es meint, und dabei in Zungen spricht. In Zitaten etwa, wie von David Lee Roth in der wunderbar launigen Lebenshilfe von »Lass das bleiben«; im müden Schrammel des sich in badischer Provinz abgehängt Fühlenden in »Mänkmol mein I« oder im post mortem von »Leider bin ich tot« (und begraben neben Ludwig Hirsch), und irgendwie auch im wiederkehrenden Stilmittel der Dopplung von Dietmar Daths Vocals durch Heike Aumüller, die mit Thomas Weber für deren musikalische Unterfütterung verantwortlich zeichnet. Glimmende Elektronik und E-Gitarren mit grauem Zopf, Slow Funk und Country Bluesrock, Kontrabass-Groove (Johannes Frisch) und Lagerfeuer-Harmonium sitzen genauso locker im Sattel wie das klare, klassische Songwriting der Texte, mit denen Dath auch mal den Müller-Westernhagen gibt, aber immer er selbst bleibt. Man merkt dem Album an, dass es live erarbeitet ist, dass ein Höllenhund wie der sich auftürmende Elfminüter »Zarte Blüte Hass« nicht nur beim Festival »Böse Musik« im Berliner HKW, für das er geschrieben wurde, mit seiner zugespitzten Abkehr auf Nerven in Pluralität zielt. Ein Paralleluniversum aber auch, in dem musikalische Sprache nicht bloß nur schon längst im Geiste den Schwarzenbachs Verschwisterten entschlüsselbar sei, sondern auch in Deutschland verboten. Jedenfalls laut Dietmar Dath im beiliegenden Erklärtext. Man wird ihm wieder die Schlaumeierei vorwerfen, wo es um den Trost der Therapie geht.

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