Review

Family Fodder

Sunday Girls (Director’s Cut)

Staubgold • 2015

Das Revival einer Band zu befördern, die eigentlich nie tot war, ist eine Aufgabe, der man sich nicht alle Tage stellen darf. Diese hier ist jedenfalls eine für den Sonntag. »Sunday Girls« war die 1979 erschienene Debut-EP von Family Fodder hier ergänzt um eine Reihe Extras: Ein Ansatz, mit dem Staubgold schon ihrem Reissue der Debüt-LP »Monkey Banana Kitchen« vor zwei Jahren keineswegs geschadet haben. Die Band um Multiinstrumentalist Alig Pearce durchlief über die Jahrzehnte hunderte Line-Ups und blieb doch ewiger Geheimtipp. Ihre experimentierfreudige Unbeschwertheit, ihr unverbrauchter Witz sind dabei so dringend nötig wie eh und je. Im Niemandsland vor 1980, zwischen spätem Psychedelic und noch nicht modisch ausgerichtetem New Wave, schien eine Zeitlang alles möglich, und Family Fodder griffen mit vollen Händen hinein. Vordergründig ein Tribute an Blondie (u.a. mit umwerfend exaltierter Heliumstimme von Stereolab-Vorbotin Dominique Levillain), geben sich hier die zeitgenossenschaftlichen Bezüge in der Tat die Klinke in die Hand. Neben den oft genannten This Heat (deren bleischwere Trauerarbeit geht Family Fodder allerdings völlig ab), The Work, Flying Lizards usw. fallen in »Playing Golf«, einer der zweieinhalb Bonus-Singles, etwa Devo Talking Heads und Fad Gadget ineinander. So hochkontrolliert wie in diesem bitter komischen Ritt mit fliegenden Krawatten ins Feuer geht es allerdings nicht immer zu. Das Syd-Barrett-Cover »No Man’s Land« fasert an der Kreuzung San Francisco/Reggae in wahren Drogenrausch-Jam aus, nur um danach an eine Sax-Signalhorn-Minimalismus-Vignette mit Oktavbass abzugeben. Kurz: Hebt man irgendwo den Deckel, lauert das Chaos. Man ahnt die Sonntage voller Kurzweil, als man das Abenteuer noch nicht mit der Maus in der Hand suchte, sondern einfach überall Mikrofone herumlagen. Da nehmen wir die absurde Ballettschulen-Revue der Vorgängerband »Frank Sumatra« auch noch mit.