Review

The Streets

Everything Is Borrowed

679 Records • 2008

»You’re never nothing/ if you didn’t disappear«. Wird Mike Skinner alt? Oder erklärt sich die Ruhe von »Everything Is Borrowed« anders? Bereits das Coverartwork, welches optisch nicht weit von einer Platte mit Zen-Meditations-Klängen rangiert, bildet den ersten Bruch mit den bisherigen Veröffentlichungen: keine Straßenattitüde, kein dunkles Posing, keine Rapper mit dicker Hose. Jedoch musikalisch knüpft Mike Skinner durchaus an seinen Stil (oder Nicht-Stil) an. Chorale Refrains, Bläsersätze, Jazz-affine Loungestimmungen und an Absurdität grenzende Beat-und Gesangsofferten, immer wieder schafft es Skinner zu Überraschen, immer wieder bricht er aus der hymnenartigen Trägheit aus und knallt uns mit partytauglichen Hits, leichte und anhebende Tracks um die Ohren, um nur »Heaven For The Weather« zu nennen. Die eigentlichen Höhepunkte sind aber eindeutig »The Sherry End« mit seiner funky hookline und »I Love You More (Than You Like Me)«. Letztgenanntes kommt mit einem dumpfen Beat und einem Klaviersatz sehr melancholisch und jazzig daher, doch beim Einsetzen der Snare-Drum wird das Stück beinahe euphorisch. »The Way Of The Dodo» klingt eher nach einem Zusammentreffen von Jack Whites Gitarre mit einer Gruppe besoffener Wiesn‘-Besucher. »The Escapist« schließt das Album dann mit Tränendrüsen-Refrain ab: »I´m not full of fear, ‘cause i‘m not really here…«, was an »Never Went To Church« anschließt. So orgelt sich »Everything Is Borrowed« versöhnlich, hymnisch aus. Pathetisch passt da irgendwie… und keiner weiß warum. Ist das vielleicht das ganze Geheimnis des Mike Skinner? Wie auch immer: Hauptsache ist, es gefällt!