Review

Tommy Mandel

Music For Insomniacs

Invisible City Editions • 2020

Tommy Mandel tourte mit Bryan Adams, klampfte mit The Clash im Studio und setzte sich für Cyndi Lauper hinters Piano. Weil der Rambazamba müde machte, zischte Tommy Mandel Mitte der 1980er Jahre in sein Homestudio und nahm im lauschigen Segen der Nacht einzelne Synthesizersongs auf, die keinem Millionenpublikum, sondern nur sich selbst genügten. Mussten sie auch. Mandel schnitt ein paar Kassetten für sich und seine Liebsten mit. Das Ganze war zu Beginn nichts anderes als ein netter Zeitvertreib für einen ausgefuchsten Sessionmusiker, der nicht den ganzen Tag nach Adams Apfel keyboarden wollte. Dass das kanadische Invisible City Editions das Yachtjazz-triff-auf-New Age-Gebimmel-Ding nach über 26 Jahren ausgräbt, konnte damals noch niemand wissen. »Music For Insomniacs« entstand 1984 während schlafloser Nächte und klingt wie das heimelige Großstadtgeflüster zwischen Mort Garsons »Plantasia« und dem schummrigen Getusche von Angelo Badalamenti. Ab und zu rutscht Tommy Mandel zwar noch ein hitverdächtiges Riff aus dem Ärmel, die acht von Alpha- bis Thetawellen eingeordneten Songs kommen aber dermaßen unschuldig daher, dass sie sogar die ärgsten Speedjunkies in den Schlaf streicheln. Tropische Nächte waren noch nie so geil!