Review

Toshifumi Hinata

Broken Belief

Music From Memory • 2019

Japan-Reissues und kein Ende in Sicht. Neben dem Frühwerk von Akiko Yano, Midori Takada und legendären Alben von Ambient-Künstlern wie Satoshi Ashikawa und Yutaka Hirose sowie einem reichhaltigen Arsenal von Jazz-Platten jeglicher Couleur werden mittlerweile auch viele stilistische Grenzgänger neu entdeckt. Toshifumi Hinata ist so einer. Den Komponisten verschlug es zum Studium an das Berklee College of Music in Kalifornien, stellenweise lebte er auch in England. Nach seiner Rückkehr in die japanische Heimat Anfang der 1980er Jahre allerdings begann er, als Solokünstler aktiv zu werden und veröffentlichte über zwei Jahrzehnte in schöner Regelmäßigkeit Alben, die zwischen milder Jazz-Fusion, melodramatischer Fototapetenmusik und Klassik-Pop mit synthetischen Mitteln changierten. Gemeinsam mit Chee Shimizu präsentiert das niederländische Label Music From Memory mit der Compilation »Broken Belief« nun eine grob chronologisch sortierte Auswahl seiner Tracks aus der früheren Schaffensphase von 1985 bis 1987, vor allem den LPs »Sarah’s Crime« und »Chat d’Ete«. Derweil der slicke City Pop in Japan an Popularität gewann, wimdete sich Hinata darauf eher der melancholischen Isolationshaft: Wenn nicht gerade Philip Glass-Echos aufkommen (»Pavement«) oder gar der frühe Oneohtrix Point Never in Stimmung und Stil mit ätherischen Synthie-Vocals vorweggenommen wird (»Broken Belief«), wagt Hinata recht wenig und setzt vor allem mit einer Vielzahl instrumenteller Mittel auf atmosphärische, emotionale Dichte. Das schrammt nicht immer unbeschadet am Kitsch vorbei und trägt nicht selten den Gebrauchscharakter von Kompositionen in sich, mit denen sich Hinata mittlerweile als Produzent von Musik für Film, Fernsehen und Reklame den Lebensunterhalt verdient.