Review

UD

Adapt

Kimochi • 2014

Dem Obskurantismus, dessen Pflege in manchen Berliner Techno-Zirkeln Tradition hat, haftet ja nicht selten der Verdacht des Dünkels an. Über die beiden Köpfe hinter UD ist nicht allzuviel bekannt – der eine, SVN, hat sich in den letzten zehn Jahren einen Namen als Outsider-House-Produzent im Post-Acid-House/Post-Punk-Dreieck von Acido, Atelier und seinem eigenen Label Sued gemacht; über seinen Partner SW. lässt sich kaum mehr sagen als dass der Punkt Teil seines Namens ist – und er den LoFi-Groove von Sued maßgeblich mitprägt. Dass die beiden dem Chicagoer House/Ambient-Label des Berlin-affinen Netzwerkers Area ihr Archiv geöffnet haben, um diesem mit einer Serie von drei EPs das erste Album (im vinyl-historischen Wortsinn) zu bescheren, ist allerdings vielmehr Beleg dafür, dass sie nur keine Lust auf Zuschreibungen und Zwänge haben. Die sieben Tracks von »Adapt«, der ersten der drei, geben die Richtung vor. Feines analoges Zwitschern in raschelndem Geäst, eine alte Drumbox, die vor sich hin klöppelnd auf der Wiese sitzt wie eine sich putzende Katze, manchmal Gesprächsfetzen: Schon auf »Woodlandscene« hatte das Acido-Duo Dreesvn diese dösige, tapsend rhythmische Idylle vorgezeichnet. Hier tritt nun ein Element hinzu, das dem Bild eine tiefe zeitliche Dimension verleiht: ein Bekenntnis zur Wehmut. Ein uraltes Tape bringt den Duft einer Nacht in Nordengland zurück, dann wehen aus verwilderten Nachbargärten Morgensternsche Orgelharmonien herüber, steigen Melodien früher Herrmann&Kleine oder Skanfrom auf. Source-Held Moufang, der hier zuvor gewohnt haben mag, blickt immer wieder verstohlen übers Törchen. Wie immer klingt das wie nebenbei auf einer Serviette skizziert und dabei auf so unwahrscheinliche Art stimmig und komplett, dass man nach dieser Leichtigkeit süchtig wird. Ein Glück, dass davon bald noch mehr kommt.

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