Review

Various Artists

A Decade Of Ilian Tape

Ilian Tape • 2017

Lange krebsten die Zenker Brothers mit Ilian Tape im Digitalschlamm umher und wurden kaum beachtet. Irgendwann aber fiel der Groschen und die Zeit war reif für angerauten und verbreakten Techno Münchner Machart. Ab 2014 stand spätestens fest, dass Ilian Tape Bedürfnisse stillen konnte, die wir zuvor noch gar nicht auf den Dancefloors dieser Welt festgestellt hatten. EPs von Skee Mask, Andrea oder Stenny und vor allem von den Zenkers selbst – ob solo oder als Duo – kuschelten in punkto Sounddesign mit der Lo-Fi-Welle und nahmen genug Hardcore Continuum-Credits mit, um daraus ein eigenes Ding zu machen. »A Decade Of Ilian Tape« erzählt mit Beiträgen von altbekannten Namen und sogar einem Gastauftritt von René Pawlowitz alias Shed unter seinem Seelow-Pseudonym als einer Art Stifterfigur für die Labelklangsprache davon, wie geil es sich doch manchmal neben der Spur lebt. Skee Mask eröffnet den Ring mit einer verklackerten Etüde in Sachen verjazzter Sonntagnachmittags-Electronica und legt damit die Messlatte höher, als es manchen seiner Buddies lieb sein sollte. Der im letzten Jahr dauergehypte Struction überführt die Ambient-gesättigten UK-Sensibilitäten in einen etwas zackigeren Rahmen, nimmt sich aber gegen die feinstaubtrockene Dopplereffekt-Huldigung Stennys schon wieder zu brav und unentschlossen aus. Die Zenker Brothers versuchen sich an der Techno-Totalverruckelung und kommen damit weder auf den Punkt noch überhaupt irgendwo an, während Pawlowitz sich zumindest um solide Serviceleistungen bemüht. Spannender wird es da schon mit Marco Zenkers verschallertem Solo-Beitrag, einem von Andreas verlässlichem Dub Techno-Stepper oder den roh verschnittenen Weirdo-Grooves des dauerhaft unterschätzten Roger23. Straighter Techno ist die Ausnahme und kann dann überzeugen, wenn er wie bei Rupcy die Bigroom-Anbiederung nicht leugnet oder unter Andrés Zaccos Händen die Monotonie ins Extreme treibt. Sowieso bleibt lediglich mit dem Beitrag des Wahlberliners Regen der fade Beigeschmack einer Corporate Identity-Ästhetik hängen, der zum Schluss von Dario Zenkers Livity Sound-Anleihen im Kiffermodus noch mal weggewischt wird. Bei Ilian Tape geben sie eben nicht mal sonderlich viel Wert auf die hauseigenen Konventionen.